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04.07.2025

Wichtige Entscheidung für Jugend und Unternehmen im Landkreis: Kreisausschuss empfiehlt Neubau des Beruflichen Schulzentrums in Lindau

Lindau (Bodensee) - Der Kreisausschuss des Landkreises Lindau (Bodensee) hat in seiner jüngsten Sitzung den Weg für einen zukunftsweisenden Bildungsbau geebnet. Mit 7 zu 5 Stimmen sprach sich das Gremium für die Empfehlung an den Kreistag aus, den Neubau des Beruflichen Schulzentrums in Lindau auf den Weg zu bringen. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen insbesondere die Einbindung eines Generalunternehmers, verschiedene Heizungsvarianten, die Rolle der bestehenden Turnhalle im Genehmigungsverfahren sowie die finanzielle Belastung der Gemeinden. Geplant ist, das neue Schulgebäude zunächst ohne Turnhalle zu errichten. Diese bleibt jedoch Teil des Genehmigungsverfahrens, um sie bei künftigem Bedarf realisieren zu können.

„Ich bin froh über das Ergebnis und bin zuversichtlich, dass der Kreistag am 24. Juli dieser Empfehlung folgen wird“, zeigt sich Landrat Elmar Stegmann optimistisch. „Dies ist eine wichtige Entscheidung für unsere Jugend und für unsere Wirtschaft.“ Bereits in der Vergangenheit hatten Wirtschaftsvertreter die Wichtigkeit eines modernen Beruflichen Schulzentrums in Lindau unterstrichen. Es ist sowohl für die wohnortnahe Beschulung als auch für die Sicherung des Fachkräftebestands in der Region von zentraler Bedeutung.

Bereits 2020 gab es einen Beschluss des Kreisausschusses, das Berufliche Schulzentrum neu zu bauen.

Hintergrund für einen Neubau ist der marode bauliche Zustand des bisherigen Schulgebäudes, das sich weder technisch noch wirtschaftlich sanieren lässt. Bereits 2020 hatte der Kreisausschuss einen Grundsatzbeschluss zum Neubau gefasst. Hintergrund ist der marode Zustand des bestehenden Schulgebäudes, das weder technisch noch wirtschaftlich saniert werden kann. Eine Machbarkeitsstudie von 2019 hatte den Komplettneubau als langfristig sinnvollste Lösung identifiziert. Trotz pandemiebedingter Verzögerungen wurden bis 2025 sämtliche Planungen abgeschlossen und Fördermittel beim Freistaat Bayern beantragt. Die bisherige Planungsphase schlug mit rund 3,9 Millionen Euro zu Buche.

Die Finanzierung des Landkreises für den Landkreisanteil von 40 Millionen steht.

Die Bruttokosten für das Schulgebäude ohne Turnhalle belaufen sich auf insgesamt 87,19 Millionen Euro, wobei mehr als die Hälfte der Kosten vom Freistaat in Form von Förderungen getragen wird. Beim Landkreis selbst verbleiben rund 40 Millionen Euro.

Diese 40 Millionen Euro sollen über 40 Jahre finanziert werden. Die jährliche Belastung für den Landkreis liegt damit durchschnittlich bei 1,7 Millionen Euro.

Dem stehen Einnahmen in Form von Gastschulbeiträgen in Höhe von geschätzten rund 2,2 Millionen Euro gegenüber. Diese Gastschulbeiträge zahlen Landkreise, die Schülerinnen und Schüler an das Berufliche Schulzentrum in Lindau schicken. Bisher sind diese Gastschulbeiträge in den allgemeinen Haushalt des Landkreises eingeflossen.

Sollte der Landkreis Lindau über keine eigene Berufsschule mehr verfügen, so müsste dieser selbst etwa 3,8 Millionen Euro pro Jahr an Gastschulbeiträgen an andere Schulstandorte zahlen. Über 40 Jahre gerechnet – dies ist der Zeitraum, in der ein Neubau finanziert werden kann– müsste der Landkreis Lindau an andere Schulträger insgesamt mehr als 150 Millionen Euro an Gastschulbeiträgen bezahlen.

Insgesamt besuchen das Beruflichen Schulzentrum übrigens 1.758 Schülerinnen und Schüler, wovon 895 direkt aus dem Landkreis Lindau kommen. Hinzu kommen noch Schüler, die an der FOS / BOS einen schulischen Abschluss machen. Auch die FOS / BOS sowie die im Herbst vergangenen Jahres eröffnete Technikerschule werden in dem Neubau berücksichtigt.

Die Ausbildungsunternehmen im Landkreis haben in den vergangenen Monaten in mehreren Gesprächen große Bedenken geäußert, dass die Gewinnung von Auszubildenden bei einer Beschulung außerhalb des Landkreises um ein Vielfaches schwieriger wird.

Umfangreiche Einsparungen wurden bei dem Projekt schon vorgenommen.

In der Planungsphase wurden bereits Einsparungen in Höhe von 24 Millionen Euro durch gezielte Flächenkürzungen und Detailanpassungen erzielt. Eine jüngst eingerichtete Arbeitsgruppe aus Kreistagsmitgliedern, Verwaltung und Fachplanern konnte darüber hinaus weitere 110.000 Euro einsparen. Auch die Turnhalle, die mit rund 10 Millionen Euro zu Buche schlagen würde, soll zunächst nicht gebaut werden.

Jeder Tag macht das Projekt teurer.

Die beauftragten Planer stehen in den Startlöchern und warten nun auf die Entscheidung des Kreistags. Außerdem werden aktuell Bauleistungen wieder teuer. Die Verwaltung hat errechnet, dass mit jeder Woche, in der nicht mit dem Bau begonnen wird, rund 45.000 Euro quasi verschenkt werden.

Ein Generalunternehmer / Generalübernehmer ist zum jetzigen Zeitpunkt keine wirtschaftlich sinnvolle Lösung.

Bei einem „Umschwenken“ auf ein Konzept mit Generalunternehmer oder -übernehmer entstehen laut Berechnungen des Planers voraussichtlich zusätzliche Kosten in Höhe von rund 14 Millionen Euro brutto, die sich aus bereits angefallenen und noch zu erwartenden Planungskosten, Teilnahmekosten der GÜ-Firmen, zusätzlichen Indexsteigerungen sowie abzüglich eingesparter Planungskosten ergeben; hinzu kommen nicht mehr aufschiebbare Sanierungskosten der Bestandsschule. Außerdem würde der Bau sich mindestens um zwei weitere Jahre verzögern und schon allein aufgrund der Inflation dadurch teurer werden.

Die Regierung von Schwaben hat außerdem in einer Stellungnahme 2018 Bedenken gegen eine Generalübernehmer-Vergabe geäußert, da die komplexe Grundstückssituation, städtebauliche Randbedingungen und Stakeholder-Interessen keinen echten Wettbewerb zuließen und damit nicht mittelstandsfreundlich ist. Bei Vergabe von Einzelgewerken haben regionale Firmen größere Chancen bei der Ausschreibung den Zuschlag zu erhalten. Beim Bau der im Herbst fertig gestellten Antonio-Huber-Schule waren beispielsweise rund 70 % der beteiligten Firmen aus der Region.

Argumente für dieses Vergabeverfahren sind, dass ein Generalunternehmer unter Umständen eine größere Kostensicherheit bieten und die Verwaltung entlasten könne. Bürgermeister Ulrich Pfanner hatte einen diesbezüglichen Antrag ins Gremium eingereicht, der mit 7 zu 5 Stimmen aber abgelehnt wurde.

Landrat Elmar Stegmann betont: „Mit dem Neubau des Beruflichen Schulzentrums setzen wir ein starkes Signal für eine zukunftsfähige Ausbildung in unserem Landkreis. Durch die erhöhte Förderquote von 58 Prozent erreichen wir eine deutliche Entlastung des Kreishaushalts.“ Und er führt weiter aus: „Die in der Öffentlichkeit kursierende Summe von 100 Millionen für den Neubau ist nicht die Summe, die der Landkreis zahlen muss, sondern abzüglich der Förderungen liegt der Anteil des Landkreises bei rund 40 Millionen Euro. Dieser wird auf einen Vorschlag der CSU-Fraktion über 40 Jahre abfinanziert. Dies sei leistbar und eine gute Lösung.“

Der Kreistag wird voraussichtlich im Juli 2025 über den Baubeschluss entscheiden. Anschließend folgt die Einholung weiterer Genehmigungen und die Vorbereitung weiterer Ausschreibungen. Der Baubeginn ist für das vierte Quartal 2025 geplant.