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19.04.2024

Ein Hoch aufs Fahrrad

Lindau (Bodensee) –Im Deutschen Hutmuseum Lindenberg geht es rund: „Mit Rad & Haube“ lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 28. April bis 15. September 2024 in Kooperation zwischen dem Deutschen Hutmuseum Lindenberg, dem Landkreis Lindau (Bodensee) sowie dem Deutschen Fahrradmuseum Bad Brückenau präsentiert wird. Zur Vernissage am Sonntag, 28. April 2024, 11 Uhr, sind alle Interessierten eingeladen. Für viel Spaß ist auch an den Aktions-Sonntagen am 16. Juni, 21. Juli und 18. August auf dem Museumsplatz gesorgt.

Gut behütet durch drei Jahrhunderte radeln – die Sonderausstellung „Mit Rad & Haube“ macht es möglich. 45 historische Fahrräder zeigt die Ausstellung, echte Prachtstücke aus vergangener Zeit. Radfahren ist nach wie vor modern, und zur Radmode gehörten meist auch passende Hüte, die ebenfalls präsentiert werden. Star ist ein Rennrad aus dem Allgäu, genauer ein Semiracer der „Süddeutsche Fahrzeugbau München/Kempten“, wohl aus dem Jahr 1905. Seit 1918 wurde das Fahrrad auf einem Dachboden gelagert und jetzt erst in Simmerberg wiederentdeckt.

Erste Lauf- und Tretkurbelräder, wagemutige Hochräder und dann endlich um 1900 das Rad, das für die Massen erschwinglich wurde, sind zudem zu sehen. Weitere faszinierende Gefährte sind beispielsweise ein französisches Tretkurbelrad mit vollgummibereiften Laufrädern, Stahlfelgen und Drahtspeichen, wohl aus dem Jahr 1872, oder ein Polizeirad aus den 1950er-Jahren. Auch Details wie ein elektrischer Scheinwerfer von 1928 oder eine Notbereifung aus dem Zweiten Weltkrieg sind ausgestellt.

Natürlich trugen die Radlerinnen und Radler die passenden Kopfbedeckungen. Hüte, Hauben und Kappen waren selbstverständliche Begleiter im Alltag. Auch wenn es uns heute eher unpraktisch vorkommt – um 1900 trugen die Damen großkrempige Strohhüte zum Radfahren. Beispielhaft ist ein handgeflochtenes Modell aus schwarzem Stroh mit aufwendigen rosa Seidenblüten neben einem der ersten Damenräder. Das Victor-Damen-Safety hat einen niedrigen Einstieg. So war ein bequemeres Aufsteigen mit den weitausladenden Röcken möglich.

Der noble Haarzylinder neben dem beeindruckenden Hochrad wurde dagegen beim Fahren fast nie getragen. Posierte man aber für den Fotografen, musste es schon standesgemäß sein. Was bedeutete: in Festtagskleidung mit Zylinderhut.

Dass es den Menschen damals nicht ausschließlich ums Radeln ging, sondern auch um Geselligkeit, das Miteinander, zeigen ein kleines Fässle aus Nonnenhorn und Bierkrüge. Detail am Rande: Genau diese Trinkutensilien sind auf einem historischen Foto inmitten einer Radlergruppe zu sehen, das ebenfalls ausgestellt ist. Überhaupt haben die Radlerclubs in der Region eine interessante Geschichte: Das kann man schon an den schönen Standarten – das sind kunstvolle Flaggen – sehen.

Die Ausstellung bleibt aber nicht in der Geschichte stehen. An den Aktions-Sonntagen 16. Juni, 21. Juli und 18. August 2024 geht es auf dem Museumsplatz um das Fahrradfahren heute, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Wer will, kann das ein oder andere Spaßrad ausprobieren, auf Parcours seine Geschicklichkeit testen – und vielleicht sein eigenes Fahrrad an einem dieser Tage kostenlos codieren lassen.

Info: Von Nachlässen bis hin zu mehr als 5000 heimatkundlichen und geschichtlichen Büchern und Zeitschriften: Das Heimatkundliche Dokumentationszentrum des Landkreises Lindau in Weiler im Allgäu bewahrt Schätze der historischen und heimatkundlichen Forschung. Dazu gehören auch Kreis- und ortsgeschichtliche Sammlungen, Festschriften, Fotos, Ansichtskarten, historische und topografische Karten und Pläne, Zeitungsbände des Westallgäuers und Vorläufers ab 1854, Amts- und Regierungsblätter (ab 1803) sowie Gesetz- und Verordnungsblätter (ab 1818), Nachlässe verschiedener Heimatforscher und eine Kunstsicherungskartei mit fotografischen Bestandsaufnahmen und Beschreibung von Kircheninventaren.

Wer Interesse an Heimatgeschichte hat oder Möglichkeiten zum Recherchieren sucht, ist dort willkommen und kann per E-Mail (hdz@landkreis-lindau.de) einen Termin vereinbaren oder den kostenlosen Newsletter abonnieren. Damit informiert das Heimatkundliche Dokumentationszentrum über Interessantes und Neuerwerbungen.